Dürfte bereits von vornherein festgestanden haben, dass die deutsche Mannschaft für den anvisierten vierten WM-Titel in Brasilien gewaltige Hürden überwinden muss, hatten die diesbezüglichen Planungen doch sicherlich kaum ein Zitterspiel im Achtelfinale gegen Algerien vorgesehen: Da es aber erstens anders kommt, und zweitens als man denkt, können sich Jogi Löw und seine Jungs nun glücklich schätzen, überhaupt noch im Kampf um den Coupe du Monde vertreten zu sein. Damit dieses Glück jedoch nicht nur von kurzer Dauer ist, sollte sich die DFB-Auswahl schon am Freitagabend im Viertelfinale gegen Frankreich wieder in der zuletzt vermissten Bestform präsentieren.
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Tipp: Deutschland gegen Frankreich endet remis → zur besten Quote 3,40 bei Tipico
*Ergebnis nach der regulären Spielzeit
Die DFB-Elf rumpelt ins Viertelfinale
Hatten sich die Adlerträger nach den mehr oder weniger souveränen Siegen gegen Portugal (4:0) und die USA (1:0) sowie dem spektakulären 2:2 gegen Ghana zum Abschluss der Vorrunde noch voll im Soll befunden, hielt ausgerechnet das erste Alles-oder-Nichts-Spiel des Turniers einen kaum für möglich gehaltenen Rückschritt bereit: Gegen einen insbesondere in der Defensive aus den Fugen geratenen Favoriten musste man in der Anfangsphase fast den Eindruck gewinnen, dass die gerade einmal überraschend in das Achtelfinale gestürmten „Wüstenfüchse“ die eigentlichen Anwärter auf den Titel in Brasilien sind. Erst nachdem der anfängliche Schreck überwunden war, wurden dann die DFB-Adler sehr dosiert ihrer Favoritenrolle gerecht – wäre die WM nach dem vierten Turnier-Auftritt aber schon beendet gewesen, hätte sich der dreifache Weltmeister trotzdem noch nicht einmal beschweren können.
Bis zum Viertelfinale sollten die deutschen Kicker nun wohl am besten die Rollläden in ihrem WM-Quartier verschlossen halten, um von dem vermutlich unausbleiblichen Schwall an Kritik von klugen Experten und verstörten Anhängern nicht überrollt zu werden. Da bloßes Draufhauen aber sicherlich die schon gegen Algerien sichtlich verunsicherten Nationalspieler nicht zwangsläufig zu besseren Leistungen antreiben kann, dürfte es vielleicht sogar geboten sein, das Positive in dem letztlich ja doch noch erfolgreich bewältigten Kraftakt zu finden. Immerhin bleibt anzuerkennen, dass die deutsche Mannschaft – wie auch beim Remis gegen Ghana – mit zunehmender Entschlossenheit und Einsatzbereitschaft auf die unvorhergesehenen Schwierigkeiten reagierte: War das Team bei den letzten Turnieren oft schon vom ersten Windstoß weggeblasen worden, muss nun in Brasilien ein schwächerer Tag noch lange nicht das Ende bedeuten.
Auch die Franzosen suchen nach ihrer Vorrunden-Form
Allzu sehr sollten sich die schwarz-rot-goldenen Hoffnungsträger nun im Viertelfinale allerdings doch nicht auf die neuentdeckte Widerstandsfähigkeit verlassen: Schließlich ist es bislang allen Mannschaften schlecht ergangenen, die in den vergangenen Tagen in den Duellen gegen die Equipe Tricolore unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Insbesondere für die als Gruppenkopf der Vorrunde angetretene „Nati“ aus der Schweiz artete das Kräftemessen zu einem Debakel aus – seit jenem furiosen 5:2-Erfolg über die Eidgenossen kann es durchaus nachvollzogen werden, dass man in Frankreich mittlerweile voller Überzeugung an eine realistische Chance auf den zweiten Triumph bei einer Weltmeisterschaft glaubt.
Immerhin hatte die Machtdemonstration gegen die Alpenrepublik nur erneut bestätigt, was bereits der 3:0-Auftaktsieg gegen Honduras vermuten ließ: Von der Equipe Tricolore werden nicht einmal unbedingt die Dienste des verletzten Franck Ribery gebraucht, um einen kaum zu verteidigenden Angriffsfuror entwickeln zu können. Nach Jahren des fußballerischen Enthaltsamkeit scheinen allerdings auch die Franzosen noch nicht in der Lage zu sein, das fraglos große Potential in jeder Partie verlässlich abzurufen: Nachdem man versuchte, dass letzte Gruppenspiel gegen Ecuador im Schongang hinter sich zu bringen, hatte die Mannschaft von Didier Deschamps dann auch im Achtelfinale erhebliche Probleme, wieder wie auf Knopfdruck aufzudrehen: Erst nach einem quälend langem Anlauf wurde gegen Nigeria schließloch doch noch ein standesgemäßer 2:0-Erfolg herausgeschossen.
Es wartet ein harter Fight mit allen Schikanen
Somit wurde sowohl der DFB-Auswahl als auch den Franzosen bereits im Achtelfinale die Erkenntnis vermittelt, dass das WM-Abenteuer von einem Moment zum nächsten zum Horror werden kann: Das vorerst glückliche Ende ist dabei in beiden Fällen auf den auch in der Breite hervorragend besetzten Kader zurückzuführen. Nachdem sich am Montag anfänglich nämlich keinerlei Vorteile ergeben wollten, besorgten dann die Einwechslungen den Unterschied: Während auf deutscher Seite Andre Schürrle die Algerier schockte, brachte Griezmann zu vorgerückter Stunde die Equipe in Schwung. Im direkten Aufeinandertreffen läuft somit alles auf einen unerbittlichen Abnutzungskampf hinaus, der beide Teams an seine Grenzen führt – und auch hier verspricht vielleicht erst ein später Impuls von der Bank für die Entscheidung zu sorgen.
Die Wettanbieter sehen die DFB-Elf hauchdünn vorne
Wie die Quotierungen der WM-Buchmacher zeigen, wird auch von den Wett-Experten ein ausgesprochen enges Match erwartet: Dass sich dabei die deutsche Mannschaft mit Quoten von knapp über 2,5 einer minimalen Favoritenstellung erfreuen kann, dürfte vermutlich vor allem dem insgesamt erfolgreicheren Abschneiden bei den letzten Turnieren in Südafrika und Polen bzw. der Ukraine geschuldet sein. Entsprechend gilt es höllisch aufzupassen, dass es nun nicht im fernen Brasilien zu einer Wachablösung in Mitteleuropa kommt – für die weitere Abendgestaltung könnte es in jedem Falle sinnvoll sein, vorsichtshalber schon einmal die Möglichkeit einer neuerlichen Verlängerung einzukalkulieren.
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