Die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wäre für Mexiko beinahe im Desaster geendet. Mit sechs Siegen in der Vorqualifikation konnte die El Tri noch voll und ganz überzeugen, danach begann jedoch das große Stolpern und Zittern. In den nachfolgenden folgenden zehn Qualifikationsspielen schossen die Mexikaner lediglich sieben Tore und spielten gegen die USA, Jamaika und Costa Rica zu Hause jeweils nur 0:0 Unentschieden.
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Am Ende rettete man sich am letzten Spieltag der WM-Qualifikation mit einem 3:2 Erfolg gegen die USA, die bereits qualifiziert waren, in die Playoffs. Dort konnte man sich, ohne seine Europa-Legionäre, souverän mit zwei Siegen gegen Neuseeland (5:1, 4:2) durchsetzen und sicherte sich die 15. WM-Teilnahme.
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Die mexikanische Nationalmannschaft
Die mexikanische Fußball-Nationalmannschaft ist schon seit jeher ein Mix aus Spielern aus der nationalen Apertur/Clausura und Spielern aus Europa, wobei die Stars der Mannschaft ihr Geld im Ausland verdienen. Vor allem in der Offensive haben die Mexikanern mit Javier „Chicarito“ Hernandez (Manchester United) und Carlos Vela (Real Sociedad San Sebastian) zwei internationale Spitzenspieler in ihren Reihen. Im offensiven Mittelfeld setzt man auf die beiden „Spanier“ Giovani dos Santos und Javier Aquino (beide FC Villarreal). Doch nicht nur im Angriff verfügen die Zentralamerikaner über Qualitäten auch die Defensive mit Diego Reyes (FC Porto), Hector Moreno (Espanyol Barcelona) und Andres Guardado (Bayer Leverkusen) kann sich durchaus sehen lassen. Darüber hinaus steht mit Guillermo Ochoa (AC Ajaccio) ein erfahrener Mann zwischen den Pfosten.
Mit einem Durchschnittsalter von knapp 28 Jahren wird die WM 2014 für viele Spieler das letzte große internationale Turnier sein. Kapitän und Ex-Barcelona-Star Rafael Marquez wird nach dem Turnier in Brasilien mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zurücktreten. Der Umbruch innerhalb der Mannschaft steht unmittelbar nach der WM-Endrunde bevor, bei dem jetzt schon die Frage hitzig diskutiert wird inwiefern die El Tri zukünftig weiterhin so stark auf seine Europa-Legionäre setzen soll. Nach den starken Auftritten gegen Neuseeland in den WM-Playoffs gibt es nicht wenige Fans und Experten in Mexiko die vermehrt den Einsatz junger Talente aus der eigenen Liga fordern. Hinzu kommt die Tatsache, dass die mexikanischen Klubs über genügend finanzielle Mittel verfügen um gute Spieler zu bezahlen und ein früher bzw. vorzeitiger Wechsel von Nachwuchsspielern nach Europa stets kritisch beäugt wird.
Der Star der Mannschaft
Mit 25 Jahren gehört Chicarito noch zu den „jungen Wilden“ in der mexikanischen Nationalmannschaft, doch der Stürmer von Manchester United ist bereits jetzt der unangefochtene Star des Teams. Von 2006 bis 2010 spielte Javier Hernandez, wie er mit bürgerlichen Namen heißt, für Deportivo Guadalajara in Mexiko und erzielte in 64 Spielen insgesamt 26 Tore. Nach der WM 2010 in Südafrika wechselte Chicarito zu Manchester United. Mit 35 Treffern in knapp 95 Spielen konnte er auch in der Premier League seine Klasse unter Beweise stellen.
Doch seit der Verpflichtung von Robin van Persie gerät der Mexikaner immer mehr ins Hintertreffen. Der einstige Stammspieler kommt in diese Saison nicht über eine Joker-Rolle hinaus. Mittel- bis langfristig ist dies weder für Hernandez noch für die mexikanische Nationalmannschaft eine Lösung. Für Mexiko bestritt er seit 2009 insgesamt 57 Länderspiele und kommt auf 32 Treffer. Es ist nur eine Frage der Zeit bis Chicarito den bisherigen mexikanischen Rekordtorschützen Jared Borgetti (46 Tore) ablöst.
Spieler im Fokus
Anders als nahezu bei allen anderen WM-Teilnehmern steht bei Mexiko ausgerechnet ein Spieler im Fokus der aller Voraussicht nach nicht an der WM 2014 teilnehmen wird – Carlos Vela. Der 24-jährige Angreifer von Real Sociedad San Sebastian ist so etwas wie das enfant terrible der El Tri. Der Ex-Arsenal Spieler sorgte bereits in den vergangenen Jahren für zahlreiche Skandale bei der Nationalmannschaft und wurde nach der WM 2010 in Südafrika für knapp zwei Jahre vom mexikanischen Verband „gesperrt“.
Auch 2012 bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London, bei dem sich Mexiko vollkommen überraschend Gold sicherte, sorgte der 25-jährige für einen Eklat, als er seine Teilnahme verweigert. 2014 droht ein ähnliches Szenario, bereits Anfang des Jahres ließ Vela verkünden er werde diesen Sommer nicht an der WM-Endrunde teilnehmen, er fühle sich physisch nicht in der Lage für die El Tri zu spielen. Nationaltrainer Herrera hatte unmittelbar danach angekündigt nicht mehr weiter mit Vela zu planen und diesen auch nicht für die WM zu nominieren. Auch wenn viele Fans in Mexiko nach wie vor auf eine WM-Teilnahme hoffen, ist es fraglich ob Vela mit einem Comeback der Mannschaft bzw. dem Mannschaftsgefüge gut tun würde.
Der Trainer
Miguel Herrera übernahm die mexikanische Nationalmannschaft unmittelbar vor Beginn der Playoffs gegen Neuseeland und erledigte diesen Job mehr als souverän. Mit lediglich zwei Pflichtspielen auf dem Konto lässt sich jedoch kaum ein Urteil über seine Qualitäten als Nationaltrainer fällen.
Der 46-jährige gilt als ein Trainer der offensiven und technisch anspruchsvollen Fußball spielen lässt. In Europa gilt es als unbeschriebenes Blatt, seine Stationen als Vereinstrainer absolvierte er seit 2002 alle samt in Mexiko. Vor seinem Engagement beim mexikanischen Verband trainierte er den Traditionsverein CF America. Sein Vertrag läuft bis zur WM 2018, die Frage ist wie lange Herrera auf dem wackligen Trainerstuhl in Mexiko sitzen bleibet. Während der WM-Qualifikation wurden bereits zwei Trainer verschließen und auch jetzt machen bereits Gerüchte die Runde, dass Herrera nach der WM von Giovanni Trapattoni beerbt wird.
WM-Aussichten
In der Vorrundengruppe A bekommt es Mexiko neben Gastgeber Brasilien mit Kroatien, Kamerun und Mexiko zu tun. Es ist davon auszugehen, dass Mexiko und Kroatien die stärksten Anwärter auf den zweiten Platz in dieser Gruppe sind. Die Wundertüte Mexiko kann an guten Tagen aber auch Gegnern wie Brasilien Kopfschmerzen bereiten.
Vor dem Hintergrund der chaotischen Qualifikation, den Trainerwechseln und den Problemen in Sache Spielerkader wäre das Erreichen des WM-Achtelfinales sicherlich bereits ein großer Erfolg für Mexiko.