Mit sieben Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen hat sich Russland hauchdünn mit einem Punkt Vorsprung vor Portugal in der WM-Qualifikationsgruppe F durchgesetzt und das direkte WM-Ticket gelöst. Nachdem die russische Auswahl als Gruppendritter die WM 2006 in Deutschland verpasst hatte, und 2010 in Südafrika nicht dabei war, konnte man sich 20 Jahre nach der ersten WM-Teilnahme erneut für eine WM-Endrunde qualifizieren.
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Die ersten vier Spiele gewann das russische Team ohne Gegentor, erst nach der 0:1-Niederlage bei den Portugiesen und dem 0:1 in Nordirland kam Spannung auf. Russland überstand jedoch diese Mini-Krise, feierte zwei Siege und sicherte sich mit einem erkämpften 1:1 im letzten Gruppenspiel in Aserbaidschan das Ticket für Brasilien.
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Die russische Nationalmannschaft
Während bei vielen Nationalmannschaften zahlreiche Spieler ihr Geld im Ausland verdienen und nicht in der heimischen Liga, ist es bei Russland genau anders herum. Ein Großteil der Spieler sind in der russischen Premier Liga aktiv. Auffallend dabei ist auch die Blockbildung der Top-Vereine. Die beiden Champions League-Teilnehmer ZSKA Moskau und Zenit St. Petersburg stellen jeweils fünf Spieler ab. Bei Dinamo Moskau sind es insgesamt sechs Spieler und Spartak Moskau drei.
Vor allem im Mittelfeld verfügt man über ausreichend Qualitäten, egal ob offensiv oder defensiv. Alan Dzagoev (ZSKA Moskau) und Kapitän Igor Denisov (Dinamo Moskau) bilden die Achse im russischen Spiel, während Dzagoev die Impulse im Angriff setzt, räumt Denisov im defensiven Mittelfeld kompromisslos ab. Mit Vasili Berezutski und Sergey Ignashevich (beide ZSKA) hat man zwar nicht mehr das jüngste Innenverteidiger-Pärchen, dafür jedoch genügend Erfahrung und Robustheit sowie die Kopfball-Hoheit im eigenen und fremden Strafraum.
Im Sturm setzt Fabio Capello nicht auf den Altstar Andrej Arshavin, der bei Zenit St. Petersburg in dieser Saison nicht über eine Reservistenrolle hinausgekommen ist, sondern auf Aleksandr Kokorin von Dinamo Moskau. Dieser erhält in der Regel Unterstützung von Namensvetter Aleksandr Kerzhakov.
Selbst im Tor verfügt man mit Igor Akinfeev über einen absoluten Spitzenmann, der seine Qualitäten vor allem während der WM-Qualifikation des Öfteren unter Beweis stellen konnte.
Der Star der Mannschaft
Auf den ersten Blick fällt es einem nicht unbedingt leicht einen Spieler aus dem russischen Teams herauszupicken und als Star der Mannschaft zu bezeichnen. Einen Superstar wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo wird man bei Russland vergeblich suchen. Lange Jahre hat Andrej Arshavin diese Rolle übernommen, dieser ist jedoch weit entfernt von seiner einstigen Spielfreude und Strahlkraft die er noch zu Zeiten beim FC Arsenal hatte.
Beim russischen Team spricht man weniger von Stars, sondern vielmehr von Leistungsträgern. Einer von diesen heißt Igor Akinfeev, der 28-jährige Torwart wird seit Jahren mit internationalen Spitzenvereinen in Verbindung gebracht, scheint jedoch kein Interesse an einem Auslandsengagement in Spanien oder England zu haben. Akinfeev hat mit der EURO 2008 und 2012 bereits zwei internationale Turniere absolviert und gehört damit sicherlich zu den erfahrensten Spielern bei den Russen. Seine Stärken liegen vor allem im 1:1 Duell mit gegnerischen Spielern, Akinfeev ist einer der auch die unhaltbaren aus kurzer Distanz noch pariert. Beim Thema Strafraumbeherrschung und aktives Torwartspiel gibt es noch Nachholbedarf.
Neben Akinfeev wird man vor allem auch Alan Dzagoev bei der WM 2014 stärker in die Verantwortung ziehen. Vor zwei Jahren bei der EM in Polen und der Ukraine gelang ihm als völlig Unbekannter der Durchbruch im russischen Team, seitdem hat er sich zu einem Leistungsträger unter Capello entwickelt. Aufgrund einer Oberschenkelverletzung musste er Ende vergangenen Jahres fast zehn Wochen pausieren und hat daher eher eine durchwachsene Saison bei ZSKA absolviert. Es wird spannend zu sehen ob er rechtzeitig zur WM seine Form wiederfindet.
Spieler im Fokus
Neben Dzagoev und Akinfeev erhofft sich Fabio Capello vor allem von Aleksandr Kokorin einiges. Der 23-jährige Stürmer erzielte in dieser Saison zehn Treffer und bereitete weitere neun vor. Kokorin erhielt zuletzt den Vorzug bei Capello und bildete oftmals die alleinige Sturmspitze. Die WM 2014 könnte der große Durchbruch für Kokorin werden, der in gerade einmal 19 Länderspielen auf fünf Tore bekommt.
Mit 31 ist Aleksandr Kerzhakov zwar nicht mehr der Jüngste, dafür jedoch umso wichtiger für Russland. Mit fünf Treffern war er der beste Torschütze Russlands in der WM-Qualifikation und erzielte auch das wichtige Tor beim knappen 1:0 Erfolg gegen Portugal. Kerzhakov hat seinen Stammplatz zwar an Kokorin verloren, erhält unter Capello jedoch regelmäßig seine Einsatzzeiten.
WM-Aussichten
Russland gehört sicherlich nicht zu den (erweiterten) Favoriten bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, doch die Sbornaja ist ein sehr unangenehmes Team. Selbst hat man sich die K.o.-Phase als Minimalziel gesetzt.
In der Gruppe H trifft man neben Belgien auch auf Algerien und Südkorea, eine Gruppe die Fabio Capello nach der Auslosung als machbar bezeichnete. Neben Belgien gilt Russland sicherlich als größter Favorit auf das Weiterkommen, danach wird man von Spiel zu Spiel schauen. Interessant ist auch die Tatsache, dass Russland ein potenzieller Gegner von Deutschland im Achtelfinale ist, denn die Gruppe H kreuzt die deutsche Vorrundengruppe H in der K.o.-Phase.